„Frankenmuther Gwaaf“ ist der Titel eines fränkischen Wörterbuchs aus Michigan (USA). Was hat dieses Kuriosum mit Neuendettelsau zu tun? Nun, das lässt sich auf Wilhelm Löhe zurückführen, der wie kein anderer den Ort bis heute geprägt hat.
Als einziges Museum Bayerns thematisiert das Löhe-Zeit-Museum in Neuendettelsau die fränkische Auswanderung nach Amerika. Die Sammlung zu Wilhelm Löhe und seiner Zeit, die hier gezeigt wird, hat der Heimat- und Geschichtsverein Neuendettelsau und Umgebung e.V. seit seiner Gründung 1991 zusammengetragen. So ist ein einzigartiges sozialgeschichtliches Museum entstanden, das eindrucksvoll das Leben der Menschen um 1850 zeigt, vor allem dessen weniger prunkvolle Seiten.
Die warmen Räume spiegeln das Konzept des Museums angemessen wider: zum einen das Werk des Wilhelm Löhe, zum anderen seine Zeit darzustellen. Neben Werkzeugen von Handwerkern sind verschiedene thematische Räume zu besichtigen.
Das so genannte Löhe-Zimmer zeigt Originalmöbel von Wilhelm Löhe, dem Gründer der Neuendettelsauer Diakonie: Der Lehnsessel fand sich im Direktorenzimmer, der Esszimmerstuhl in Privatbesitz, das Schränkchen im Pfarrhaus und das Stehpult in einem Andachtszimmer.
Ein prachtvolles bäuerliches Schlafzimmer von 1855 bzw. 1860 stammt aus der Gemeinde. Als Kontrast ist die Schlafstätte eines Knechtes authentisch inszeniert. Vor allem die Darstellung des Pauperismus ist ein Anliegen des Vereins.
Löhe war außerdem einer der wenigen, die die Amerika-Auswanderung förderten. Er stellte die Gruppen mit jeweils einem Pfarrer zusammen, um den kirchlichen Verband zu sichern. So entstanden in den USA zwischen 1845 und 1851 vier Siedlungen für Fränkische Auswanderer: Frankenmuth, Frankentrost, Frankenlust und Frankenhilf.
Neben der Geschichte der fränkischen Auswanderung und Wilhelm Löhes besitzt das Löhe-Zeit-Museum eine Sonderausstellungsfläche. Das kleine Museum spricht einen breiten Kreis von Interessierten an. Jährlich kommen ca. 2.000 Besucher in das schmucke Museum.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Hans Carl.